Histopathologie
Die Hauptaufgabe des klinisch tätigen Pathologen besteht darin, Gewebeproben von lebenden Patienten unter dem Mikroskop zu analysieren. Bei diesen Proben kann es sich um einzelne, aus dem Gewebeverband herausgelöste Zellen (Zytopathologie) oder aber um intakte Zellverbände in Form größerer Stücke (HISTOPATHOLOGIE) handeln. Ziel ist es, durch die mikroskopische Beurteilung krankhafte Gewebsveränderungen aufzuspüren, daraus eine präzise Diagnose abzuleiten sowie Aussagen zur klinischen Bedeutung und Prognose dieser Veränderungen zu treffen.
Trotz moderner Labor- und klinischer Untersuchungsmethoden inklusive hochauflösender Bildgebung können noch immer viele Erkrankungen nur über eine mikroskopische Untersuchung von Gewebe diagnostiziert werden. Insbesondere in der Tumordiagnostik ist die Histopathologie allen anderen Verfahren überlegen und stellt den Standard zur Diagnose praktisch aller Krebserkrankungen dar. Die Gewebeproben werden durch eine Punktion, Biopsie, Probeexzision oder durch Resektion (d.h. einen operativen Eingriff) in allen medizinischen Fachrichtungen gewonnen. Der Pathologe arbeitet somit interdisziplinär und integrativ und muss charakteristische Veränderungen einem sehr breiten Spektrum verschiedenster Erkrankungen jeden Alters zuordnen können. Dazu gehören beispielsweise die Erstdiagnose, die Klassifikation und Stadieneinteilung von Tumorerkrankungen sowie deren Prognosebeurteilung und der Nachweis von Stoffwechsel-, Autoimmun-, Infektions- oder entzündlichen Erkrankungen.
Mit dem Anforderungsschein übermittelt der behandelnde Arzt die für die histologische Untersuchung notwendigen Informationen zu den Symptomen und klinischen Untersuchungsergebnissen des Patienten und formuliert eine spezifische Fragestellung an den Pathologen.
Unmittelbar nach der Entnahme muss die Gewebeprobe fixiert werden, um Enzymaktivitäten und Zersetzungsprozesse zu unterbinden und die ursprüngliche Architektur zu konservieren. Die autolytische Zerstörung des Gewebes ist ein irreversibler Prozess, sodass die Fixierung den wohl wichtigsten und kritischsten Schritt zur Herstellung eines Präparates für die histologische Untersuchung darstellt.
Die chemische Fixierung durch Überführen der entnommenen Probe in eine 4%ige neutral gepufferte Formaldehydlösung (sog. Formalin) ist die Standardmethode in der Pathologie und sollte sofort durch den entnehmenden Arzt erfolgen (lesen Sie hierzu auch unsere Informationen für Einsender). Bei speziellen Fragestellungen stehen alternative Chemikalien zur Verfügung. Eine Übersendung des nativen Präparates auf Eis kann ebenso den Gewebezerfall reduzieren und ist eine geeignete Methode, wenn das Gewebe für weiterführende molekularpathologische Untersuchungen nicht durch chemische Agenzien verändert werden darf.
Das Eingangs- bzw. histopathologische Labor ist die zentrale Annahmestelle für das zur Diagnostik in die Pathologie übersandte Untersuchungsgut. Die Materialannahme ist in unserem Institut im Haus 28 in der 1. Etage lokalisiert. Die Probenannahme erfolgt wochentags durchgehend von 7:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Zytologische Proben und Knochenmarksbiopsien werden direkt an das Labor für Zytopathologie bzw. das Hartschnittlabor weitergeleitet.
Biopsien werden meist direkt nach ihrem Eintreffen histotechnisch aufgearbeitet und vollständig der histologischen Untersuchung unterzogen. Eine korrekte Diagnose setzt jedoch voraus, dass ein repräsentativer Anteil der suspekten Veränderung, z.B. Anteile des Tumors, in der Biopsie tatsächlich enthalten ist.
Größere Resektate dagegen, insbesondere große Operationspräparate mit onkologischer Fragestellung, werden oft bis zu 24 Stunden in Formalin fixiert. Der feingeweblichen Untersuchung von Resektaten geht die Inspektion des Gewebes mit dem bloßen Auge voraus. Anhand dieser Makroskopie, bei der auch eine detaillierte Beschreibung des Resektates und teils eine Fotodokumentation erfolgen, entscheidet der Pathologe, welche charakteristischen oder besonders suspekten Gewebsanteile durch Zuschnitt gezielt entnommen und für die mikroskopische Untersuchung histotechnisch präpariert werden.
Bevor die feingeweblichen Details in der histologischen Untersuchung begutachtet werden können, muss die Gewebeprobe im Labor entsprechend aufbereitet werden. Die nun folgenden Verarbeitungsschritte der histologischen Technik werden von versierten medizinisch-technischen Assistentinnen durchgeführt: Zunächst werden die in sogenannten Einbettkassetten befindlichen Gewebeproben über Nacht Automaten-gesteuert in einer aufsteigenden Alkoholreihe entwässert, von Xylol durchtränkt und von flüssigem Paraffin infiltriert. Durch sog. Einblocken wird anschließend ein Paraffinquader gegossen, der das Gewebe beinhaltet und über Jahrzehnte aufbewahrt werden kann.
Die folgende Herstellung von Schnitten einer Dicke zwischen zwei und fünf Mikrometern am Mikrotom und das Aufziehen der Schnitte auf einen Glasobjektträger bedürfen hohen Geschicks. Um die verschiedenen Gewebestrukturen im Lichtmikroskop sehen zu können, wird nach Entparaffinierung in Xylol und Rehydrierung in einer absteigenden Alkoholreihe abschließend eine Hämatoxylin-Eosin-Färbung an den Schnittpräparaten der allermeisten Gewebe durchgeführt.
Dieser aufwendige Prozess ist nötig, da das Untersuchungsgut einerseits erst durch die Imprägnierung mit Paraffin in eine schneidbare Konsistenz überführt wird, sich konventionelle Farbstoffe jedoch andererseits nur auf wasserhaltigen Schnitten lösen lassen.
Je nach Fragestellung werden verschiedenste histochemische Färbemethoden ergänzt - beispielsweise zur Darstellung von Pigmenten, Nachweis von Infektionserregern oder zur Diagnostik von Stoffwechsel- und Bindegewebserkrankungen. Ist eine sichere und vollständige Beurteilung mit diesen Standardverfahren nicht möglich, stehen eine Reihe von diagnostischen Spezialtechniken wie die Immunhistologie, Molekularpathologie oder Elektronenmikroskopie zur Verfügung.
Die Standardprozessierung von Formalin-fixiertem, Paraffin-eingebettetem Gewebe inklusive der Färbung mit Hämatoxylin-Eosin (HE) stellt die weltweite Routine-Methode der Pathologie dar und dauert durchschnittlich ein bis zwei Tage vom Eingang der Proben bis zur Befundung. Die mikroskopische Begutachtung wird von den Pathologen unseres Instituts durchgeführt, die daraufhin einen Befundbericht verfassen und eine Diagnose stellen.
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